Caterpillar

Als Konsument assoziiert man mit den schwarzen Großbuchstaben auf gelbem Grund vor allem laute, sperrige und schmutzige Baumaschinen und als Anleger einen schwerfälligen Zykliker mit zuletzt eher rückläufigen Umsätzen und Gewinne. Disruptive Visionen und Tenbagger-Potentiale sucht man Unternehmen wie Aktie also vergeblich. Trotzdem habe ich das Unternehmen Caterpillar gerade jetzt in mein Portfolio genommen – und zwar nicht als kurzfristigen Trade, sondern als Investition für die nächsten 3 bis 6 Jahre.

Anlassgebend dafür war wieder mal das Thema Gas, beziehungsweise – etwas weiter gefasst – das Thema Klimawandel als Investitionstreiber und die absehbaren Profiteure des Megatrends erneuerbarer Energien.Für mich ist klar, dass wir es nicht schaffen werden, Europa oder die Weltkurzfristig mit so vielen Windkraftanlagen zu pflastern, dass die Abschaltung der Kohlekraftwerke kompensiert werden könnte. Und weil auch der Bau von Atomkraftwerken länger dauert bzw. in Deutschland politisch völlig unmöglich gemacht wurde, wird Erdgas in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung von Grundlast-Kapazitäten spielen. Caterpillar hat dafür einiges anzubieten und daneben gibt es das „Gespenst“ der anhaltenden Inflation.

Interimslösungen für die Stromerzeugung

Mit seiner Sparte Caterpillar Energy Solutions ist das Unternehmen ein etablierter Anbieter von Gasmotoren und industriellen Gasturbinen. Wer im ländlichen Raum abseits schöner Landschaften etwas die Augen offenhält, wird neben den unvermeidlichen Windrädern gerade in Gegenden mit landwirtschaftlichen Nutzflächen häufiger kleine Blockheizkraftwerke in der Kombination mit einer Biogas-Anlage finden, die alternativ natürlich auch klassisch mit Erdgas betrieben werden kann oder zukünftig mit Beimischungen von grünem Wasserstoff. Die Gasmotoren dieser Kraftwerke stammen oft von MWM – einer Sub-Marke des Baumaschinenkonzerns. Werden größere Gasturbinen benötigt, tritt Caterpillar mit der Sub-Marke (namentlich leider etwas irreführenden) SOLAR in Erscheinung.

Der Weg zur Sauberkeit ist schmutzig

Der Weg zu klimaneutralen Gesellschaft wird viel Energie kosten und wenn wir davon sprechen, dass wir die Wirtschaft und Industrie „umbauen“ wollen, dann muss man diesen „Umbau“ ja tatsächlich wörtlich nehmen: Es ist in der Summe ein gewaltiges, globales Bauprojekt. Jeder neue Windpark braucht Maschinen, die Schneisen in die Landschaft schlagen, Zugangswege auf windreiche Hügelketten bauen und Gruben für Fundamente von Windrädern und großen Strommasten ausheben. Urbane Mobilität muss Verkehr neu denken, öffentlichen Nahverkehr in völlig neue Dimensionen heben. Egal, an welche Industrie man denkt – stets muss viel Erde bewegt werden und selbst die solideste Technik nutzt sich ab, muss gewartet werden und oft auch durch neue, sparsamere, leisere und effizientere Modelle ersetzt werden. Caterpillar ist der größte Baumaschinenhersteller weltweit, verfügt über Erfahrung und Kapazitäten und genießt einen guten Ruf.

Inflation, Inflation, Inflation

Was in Crypto- und Edelmetall-Kreisen scheinwissend in Richtung Hyperinflation geraunt wird, dürfte eher für Propaganda für’s eigene Angebot sein. Eine spürbare und anhaltende Inflation im Bereich zwischen 3 und 8% halte ich jedoch für realistisch – aus demografischen Gründen müssen Löhnen einfach steigen und aus umweltpolitischen Gründen tun wir ja alles dafür, das Energie teurer wird. Bereits diese beiden Treiber reichen eigentlich völlig aus. Gleichzeitig möchte aber auch kaum jemand wirklich deutlich steigende Zinsen haben. Steigende Sachwerte sind doch auch schön und deshalb tun alle so, als wäre es ja völlig klar und vorübergehend und grundsätzlich kein Problem und bitte gehen Sie weiter – es gibt nichts zu sehen – wir retten ja immerhin auch das Klima…

Warum hilft eine steigende Inflationserwartungen nun aber Caterpillar? Hierfür lohnt es sich, die Frage zunächst von einer anderen Seite zu betrachten: Wem schadet sie? Sie schadet vor allem Unternehmen, die in der Produktionskette recht weit am Ende stehen, weil sie darauf angewiesen sind, ihre Materialien von anderen Unternehmen einzukaufen, die ihrerseits wieder Grundstoffe bei anderen Unternehmen kaufen müssen und die wieder Rohstoffe bei anderen und so weiter.
Jeder versucht dabei natürlich die inflationären Kostensteigerungen durchzureichen. Wer das nicht kann, sieht seine Margen dahinschmelzen. Lebensmittelkonzerne können ein Lied davon singen.

Caterpillar ist in der günstigen Position der „Schaufelhersteller“ der Rohstoffbranche zu sein, die von inflationären Tendenzen in der Regel eher profitiert. Der Maschinenhersteller bedient also beide Richtungen der Produktionskette und kann damit Kostensteigerungen deutlich besser kompensieren, als es beispielsweise Nahrungsmittelhersteller tun können, die zudem ohnehin mit eher kleinen Margen klarkommen müssen.

Hier entsteht ein Rückkopplungseffekt, der mich interessiert, weil ich davon ausgehe, dass Caterpillar als Titel innerhalb des Value-Sektors für viele Marktteilnehmer im Umfeld von Inflationserwartungen und der anderen, eingangs beschriebenen Faktoren schlichtweg die „bessere Wahl“ ist.

Titelbild: iStock / DEBOVE SOPHIE

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