Im Frühjahr hatte den Crypto-Token Filecoin erstmals bei ca. 12 EUR gekauft. Nach einer Verzehnfachung bin ich dann ausgestiegen, weil es mir ein weiterer Preisanstieg unlogisch erschien: Meine Überlegung war, dass ein Hosting via IPFS (Interplanetary File System) am Ende preislich immer mit einem klassischen Cloud-Speicher konkurriert. Die Speicherplatz-Anbieter im IPFS werden nämlich via Filecoin bezahlt – das ist also ihre Form des Minings.
Wie sich zeigt, war mein Ausstieg trotzdem noch zu früh – in der Spitze erreichte Filecoin einen Marktpreis von rund 200 EUR.
Nun ist die Bubble dort offenbar etwas geplatzt und Filecoin hat wieder auf ein plausibles Maß korrigiert. Ich habe nun angefangen, wieder eine Position in Filecoin aufzubauen, weil ich die Begründung, die den Hype im Frühjahr ausgelöst hat, weiterhin plausibel finde: Immer mehr NFT-Plattformen binden das IPFS als Speichermöglichkeit für NFTs ein. Aufgrund der Dezentralisierung dieses Speichersystems auf der einen Seite und dem Ewigkeitsanspruch von NFTs auf der anderen Seite, erscheint eine „Hochzeit“ zwischen beiden Visionen völlig logisch.
So bietet OpenSea als eine der ganz großen NFT-Verkaufsplattform ein sogenanntes NFT Freezing an und auch der FLOW Token, der in den USA bereits recht erfolgreich für digitale Sport-Devotionalien eingesetzt wird will in Zukunft auf Filecoin setzen.
Letztlich müsste dieser Trend für eine solide Bodenbildung beim Filecoin-Preis sorgen, denn die kontinuierliche Bereitstellung des Speicherplatzes für 50.000 EUR teuere GIF-Animationen will ja schließlich auch langfristig vergütet werden. 🤡
Wenig überraschend, war mein Ausflug in diese Ecke des Alt-Coin-Kosmos nicht von Erfolg gekrönt. Während ich immer noch glaube, dass Blockchains dabei helfen könnten, virtuelle Währungen, Güter und Sammlerstücke zu erfassen (insbesondere zur Abbildung von „Volkswirtschaften“ im Online-Gaming-Sektor sehe aufgrund der Überprüfbarkeit weiterhin große Chancen dafür), war die allgemeine Idee von NFTs als eine neuer digitaler Kunstmarkt rückblickend doch eher ein Ausdruck für eine sehr spezielle Zeit, in der niemand so richtig wußte, wohin er das Geld investieren sollte, dass er Pandemie-bedingt vom Staat zugeschoben bekam, aber nicht ausgeben konnte. Und selbst wenn die Vision von Filecoin deutlich weiter reicht, als meine sarkastische Schlussbemerkung des Ursprungsartikels es umreist – am Ende halte ich es für einen von vielen Prototypen zu einer großen Vision, deren Zeit schlicht noch nicht gekommen ist. Wer weiß – vielleicht werden AI, Deepfakes und die Frage, wie Datenauthentizität sichergestellt werden kann, langfristig neue Türen für Blockchain-basierte Cloudspeicher öffnen. Bis auf weiteres hat die Welt aber offenbar andere Sorgen.
Ergänzend dazu habe ich neulich den Artikel „Is Filecoin cheap storage or some kind of ponzi scheme?“ entdeckt, der nochmal schildert, von welchen Kinderkrankheit das Projekt geplagt wird. Stimmen die Recherchen der Autoren, dann ist das ganze Projekt aktuell eigentlich nur lebensfähig, weil der Preis für das Hosting um ca. 95% von Betreiberteam hinter Filecoin subventioniert wird. Es wäre ansonsten schlicht nicht lebensfähig. Vermutlich zehren die Betreiber dabei noch von den absurden Preisen, die Filecoins in 2021 zeitweise wert waren (200 USD in der Spitze). Aber irgendwann ist dieses Geld alle bzw. ohnehin ist ein Mechanismus in das Filecoin-Protocol integriert, welcher die Subvention (vielleicht in der Hoffnung auf „Moore’s law“) alle paar Jahre reduziert. Technische Limitierungen wie die Schreibgewindigkeit sind ebenfalls ein Hindernis für die Integration des IFPS in realweltlichere Anwendungen als NFTs.