Kein Glücksspiel – Profile und Zyklik von Lotterien und Casinos

Zusammenfassung

Über mehrere Wirtschaftszyklen zeigt sich eine ausgeprägte Heterogenität in der Konjunkturabhängigkeit von Glücksspielunternehmen:

  • Lotterieanbieter zeichnen sich durch ihre Stabilität in Krisenzeiten aus, da sie selbst bei hoher Arbeitslosigkeit stabile bis steigende Einnahmen verzeichnen können.
  • Im Gegensatz dazu sind stationäre Casino-Betreiber in hohem Maße konjunktursensitiv und müssen in Abschwüngen mit empfindlichen Rückgängen ihrer Umsätze rechnen.
  • Online-Glücksspiel-Betreiber sind relativ neu (verfügen also über keine so lange Datenbasis) und haben sich in den Wirtschaftsabschwüngen der letzten 10 Jahre durch ihr strukturelles Wachstum und eine substitutive Nutzung als deutlich widerstandsfähiger erwiesen als ihre stationären Mitbewerber. 

Für die Bewertung entsprechender Aktien ist es wichtig, relevanten Indikatoren im Auge zu behalten:
Konjunkturindikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Beschäftigung und das Konsumklima geben die Richtung vor und fungieren überwiegend als Gegenwind. Frühindikatoren wie das Verbrauchervertrauen oder die Arbeitsmarkttrends bieten eine Vorschau auf die Geschäftsentwicklung. 

In Bezug auf ESG und Regulierung ist zu beachten, dass diese Faktoren als Korrektiv fungieren. Sie können konjunkturelle Ausschläge mildern, beispielsweise durch staatliche Expansion des Glücksspiels in Krisenzeiten, oder verschärfen, etwa durch strengere Regeln, die Wachstum trotz guter Wirtschaftslage bremsen.

Makroökonomische Indikatoren und Korrelationen

Die Performance von Glücksspielunternehmen korreliert in unterschiedlichem Maße mit konjunkturellen Indikatoren. Im Folgenden sind zentrale Wirtschaftsindikatoren und ihr Einfluss auf Lotteriegesellschaften, stationäre Casinos und Online-Anbieter zusammengefasst:

  • Wirtschaftswachstum (BIP): Stationäre Casinos verzeichnen in Boomphasen deutlich steigende Umsätze und Gewinne, während Rezessionen ihre Einnahmen stark beeinträchtigen. So brachen z. B. in der Finanzkrise 2008 die Umsätze US-amerikanischer Casinos um ~4,7 % ein. Lotteriegesellschaften hingegen zeigen kaum zyklische Schwankungen – ihre Umsätze wachsen langfristig relativ stetig, auch in Abschwüngen. In Rezessionen können Lotterien sogar überdurchschnittliches Wachstum erzielen , sodass sie als nahezu rezessionssicher gelten. Online-Glücksspielanbieter befanden sich in den letzten zwei Jahrzehnten in einem strukturellen Wachstumstrend (getrieben durch Digitalisierung und Liberalisierung) und zeigten bisher geringe Konjunkturabhängigkeit. Selbst während Abschwüngen stiegen ihre Umsätze weiter – beispielsweise wuchs das Online-Glücksspielsegment in Spanien auch während der Wirtschaftskrise ab 2008 jedes Jahr zweistellig. Langfristig ist jedoch davon auszugehen, dass auch Online-Gaming etwas empfindlicher wird, sobald die Wachstumsphase abflacht und es stärker vom allgemeinen Konsumklima beeinflusst wird.
  • Arbeitslosenquote: Steigende Arbeitslosigkeit wirkt sich unterschiedlich aus. Casino- und Sportwettenanbieter leiden darunter, da hohe Arbeitslosigkeit mit reduziertem verfügbaren Einkommen und geringerer Reiselust einhergeht – das drückt Besucherzahlen und Spielumsätze in Casinos. Lotterien zeigen dagegen oft eine positive Korrelation mit Arbeitslosigkeit: Empirische Studien belegen, dass in wirtschaftlichen Krisenzeiten mit Jobverlusten die Lotterieumsätze steigen, da ein großes Jackpot-Versprechen für viele Menschen gerade in schweren Zeiten besonders attraktiv erscheint. Vereinfacht gesagt: “Je schlechter die Wirtschaftslage, desto größer der Absatz von Lottoscheinen.”. Dieses gegenläufige Verhalten macht Lotterieanbieter in konjunkturellen Abschwüngen außergewöhnlich stabil. Online-Casinos könnten in Rezessionen teils von geringerer Beschäftigung profitieren (mehr Freizeit für Online-Spiele), doch entscheidender ist hier bisher die generelle Marktdurchdringung; ein eindeutiger historischer Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit ist mangels langer Datenreihen noch nicht gesichert.
  • Konsumentenvertrauen und Konsumklima: Stationäre Casinos und andere auf Freizeit-Ausgaben basierende Glücksspielangebote korrelieren stark mit dem Verbrauchervertrauen. Hohe Konsumentenstimmung und steigendes verfügbares Einkommen begünstigen Casino- und Wettumsätze, während ein Einbruch des Konsumklimas meist frühzeitig in rückläufigen Besucher- und Umsatztrends der Casinos sichtbar wird. Betreiber wie MGM Resorts benötigen erfahrungsgemäß “eine wachsende Wirtschaft und steigendes Verbrauchervertrauen”, um nachhaltig zu wachsen. Lotteriegeschäft ist weniger von Stimmungsindikatoren abhängig, da Lottoscheine auch in pessimistischen Zeiten gekauft werden. Tatsächlich kann ein sinkendes Konsumklima sogar mehr Menschen zur “Hoffnung in schwierigen Zeiten” via Lottogewinn motivieren. Online-Anbieter verzeichnen in Phasen gedrückter Konsumentenstimmung tendenziell weiterhin Nutzung, da Online-Spiele als vergleichsweise günstige Unterhaltung wahrgenommen werden. Zudem weichen einige Spieler bei Unsicherheit vom teuren Casino-Besuch auf heimische Online-Angebote aus. Insgesamt reagieren Offline-Casinos also empfindlich auf Konsumlaune, Lotterien kaum oder invers, Online-Angebote moderat.
  • Verfügbares Einkommen: Landbasierte Casinos gelten als luxusähnliches Konsumgut – sprich, sie profitieren stark von steigendem verfügbaren Einkommen (mehr Budget für Reisen, Hotel, Glücksspiel) und sind umgekehrt betroffen, wenn Haushalte sparen müssen. Lotterien sind demgegenüber ein kleinteiliger Massenmarkt: Ein Lottoschein kostet wenig, sodass auch bei knapper Kasse viele weiter spielen. Die Ausgaben für Lotterie-Tickets wachsen langfristig in etwa mit Bevölkerungszahl und moderat mit Einkommen, zeigen aber keine starken Einbrüche, wenn die Einkommen temporär sinken. Online-Glücksspiel liegt preislich (Einsatzhöhen) meist zwischen Lotterie und Casino und kann bei Konsumrückgang etwas profitieren, da Spieler kleinere Einsätze von zu Hause tätigen, statt Geld für eine teure Casino-Reise aufzuwenden. Dieser Substitutionseffekt war z. B. 2008/09 zu beobachten, als viele Spieler vom kostspieligen Casinoausflug auf Online-Angebote auswichen.
  • Zinsen und Inflation: Höhere Leitzinsen verteuern Kredite und verringern tendenziell Investitionen und Konsum, was Casino-Betreiber doppelt trifft: Zum einen sinkt die Zahlungsbereitschaft der Kunden (weniger auf Kredit finanzierter Urlaub oder Spielbudget), zum anderen steigen Finanzierungskosten für hochverschuldete Casino-Konzerne. Online- und Lotterieunternehmen mit solider Finanzlage sind davon weniger betroffen auf der Konsumentenseite, könnten aber bei Wachstumsvorhaben (Akquisitionen, Expansion) ebenfalls höhere Finanzierungskosten spüren. Inflation reduziert das reale verfügbare Einkommen der Verbraucher und kann somit die Glücksspielausgaben schmälern – besonders wenn die Preise für Notwendiges stark steigen. 2022 wurde z. B. in Teilen Europas und den USA ein Rückgang der Lotterieumsätze beobachtet, da hohe Inflation die Haushaltsbudgets belastete. Allerdings gibt es auch Sonderaspekte: In einigen Lotterien führen steigende Zinsen infolge Inflation zu höheren Erträgen aus Jackpotsfonds, was tendenziell höhere Jackpots und damit mehr Lottokäufe auslösen kann. Insgesamt wirken hohe Inflation und Zinsen aber als Gegenwind für Ausgaben in Casinos (deutlich) und Lotterien/Online (leicht).

Tabellarische Übersicht: Indikatoren vs. Segmente

Indikator Lotteriegesellschaften (z. B. FDJ, Jumbo Interactive) Stationäre Casinos (z. B. MGM, Las Vegas Sands) Online-Anbieter (z. B. Evolution, DraftKings)
BIP-Wachstum
Schwache positive Korrelation – Lotterieumsätze wachsen langfristig moderat mit der Wirtschaft, bleiben aber auch in Rezessionen stabil oder wachsen leicht .
Starke positive Korrelation – Casinos profitieren deutlich von Wirtschaftsaufschwüngen und leiden in Abschwüngen (Nachfrageeinbruch) . Beispiel: 2008 ca. –5 % Umsatz .
Mäßige Korrelation – Bisher primär durch strukturelles Wachstum geprägt; konjunkturelle Effekte (noch) gering. In Boomphasen zusätzlich Rückenwind, in Rezessionen dank Online-Attraktivität tendenziell weiterhin Wachstum .
Arbeitslosenquote
Negative Korrelation – Höhere Arbeitslosigkeit fördert Lottospiel (mehr Menschen suchen Hoffnung im Gewinn) . Rezessionen = teils steigende Lotterieerlöse .
Positive Korrelation (invertiert) – Höhere Arbeitslosigkeit bedeutet weniger Casino-Kunden (weniger Geld f. Freizeit). Arbeitsmarktkrisen drücken Besuch und Umsatz in Casinos.
Unklar/gering – Effekte noch nicht klar quantifiziert. Möglich: leichte Zunahme günstiger Online-Nutzung bei hoher Arbeitslosigkeit, aber insgesamt dominiert Verfügbarkeit/Trend.
Konsumklima
Schwache/Inverse Korrelation – Niedriges Konsumvertrauen schadet Lottoumsätzen kaum; zum Teil kaufen pessimistische Verbraucher mehr Lose aus Hoffnung .
Starke positive Korrelation – Hohes Verbrauchervertrauen fördert Casino-Besuche und Spielbudgets; Einbrüche im Konsumklima signalisieren früh sinkende Casino-Erlöse .
Mäßige positive Korrelation – Online-Gaming profitiert von allgemeiner Konsumfreude, erweist sich aber in schwachen Stimmungsphasen als relativ robust (ersetzt teurere Freizeitaktivitäten) .
Verfügbares Einkommen
Geringe Korrelation – Lotteriespiel bleibt auch bei Einkommensschwäche erhalten (niedrige Einsatzbeträge; nahezu “Grundrauschen”). Höhere Einkommen können Lotterie leicht steigern, sind aber nicht ausschlaggebend.
Hohe positive Korrelation – Casinos gelten als Freizeitausgabe, die stark vom verfügbaren Einkommen abhängt. Mehr Geld = mehr Reisen und höhere Spieleinsätze; weniger Geld = drastisches Sparen an Casinobesuchen.
Mittel bis positiv – Wachsende Einkommen ermöglichen zusätzliches Spielbudget online, doch moderate Einsätze und Convenience halten Online-Spendings auch bei Einkommensdellen relativ stabil.
Zinsen & Inflation
Leicht negativ – Steigende Inflation und Lebenshaltungskosten verdrängen Lotterieausgaben etwas . Zinserhöhungen können via höhere Jackpots sogar minimal positive Impulse setzen .
Deutlich negativ – Hohe Zinsen/Inflation dämpfen Konsumlust und erhöhen Kosten (Kredite) für Casino-Reisen. Casinos spüren spürbaren Nachfragerückgang, wenn Verbraucher ihr Budget wegen Teuerung straffen .
Leicht negativ – Inflation schränkt auch Online-Spielbudgets ein, wenn auch moderat. Höhere Zinsen verringern kaum die Online-Nutzung direkt, könnten aber Investitionen der Anbieter verteuern.

Quellenlotteryusa.com, researchgate.net, sisinternational.com, m.sikkimpress.com, pmc.ncbi.nlm.nih.gov und weitere.

Anmerkung: Korrelationen geben allgemeine historische Tendenzen an; individuelle Unternehmen können je nach Geschäftsmodell und Region abweichen. Beispielsweise erzielte Evolution AB (Online-Casino-Technologie) trotz globaler Konjunkturschwankungen zweistellige Wachstumsraten (getrieben durch Marktliberalisierungen), während DraftKings als wachsender Sportwettenanbieter vor allem von Legalisierungswellen in US-Bundesstaaten getrieben wurde – konjunkturelle Effekte treten hier kurzfristig in den Hintergrund. Demgegenüber reagierten traditionelle Casino-Aktien (z. B. Las Vegas Sands, Caesars) im Jahr 2020 (Pandemie + Rezession) wie auch 2008 sehr empfindlich mit Kurs- und Umsatzrückgängen, wohingegen Lotterieunternehmen (z. B. FDJ oder Allwyn in Europa) ihre Umsätze weitgehend halten konnten.

Frühindikatoren für zukünftige Entwicklungen

Zur Bewertung der künftigen Geschäftsentwicklung der Glücksspielunternehmen sind Frühindikatoren hilfreich, die konjunkturelle Wendepunkte oder Trends im Konsumverhalten anzeigen:

  • Verbrauchervertrauen & Konjunkturbarometer: Indikatoren wie das Consumer Confidence Index oder das ifo-Geschäftsklima tendieren dazu, Veränderungen im Konsumverhalten frühzeitig anzudeuten. Für stationäre Casinos kann ist ein sinkendes Verbrauchervertrauen historisch ein Frühwarnsignal für sinkende Besuche und Wettumsätze sein, noch bevor die harten Umsatzdaten rückläufig sind. In den USA korrelierten der University of Michigan Consumer Sentiment Index sowie der Conference Board Consumer Confidence Index jeweils klar negativ mit der Entwicklung von Besuchen und Umsätzen in Las Vegas, Atlantic City oder bei Betreibern wie MGM und Caesars. 
    In der Rezession 2008/09 sank der Consumer Confidence Index in den USA Monate vor dem deutlichen Rückgang der Casino-Erlöse – insbesondere in Nevada. Dieser Frühindikator hat damit eine hohe Prognosekraft für stationäre Casinos. 
    Auch in der COVID-Krise 2020 fielen die Confidence-Indizes bereits im Februar/März, bevor im April/Mai die Umsatzdaten deutlich einbrachen. Zwar waren die Schließungen staatlich verordnet, aber das Zurückbleiben der Rückkehrer nach Wiedereröffnung korrelierte erneut mit gedrücktem Konsumklima. Umgekehrt signalisiert ein steigendes Konsumklima Erholungspotenzial für die Glücksspielnachfrage im stationären Bereich.

  • Arbeitsmarktindikatoren: Frühindikatoren des Arbeitsmarkts (z. B. wöchentliche Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, Beschäftigungstrends) sind besonders für Lotteriegesellschaften relevant. Steigende Arbeitslosigkeit deutet erfahrungsgemäß auf zukünftig höhere Lotterieverkäufe hin , da mehr Menschen ihr Glück versuchen. Ein robuster Arbeitsmarkt dagegen nimmt diesen zusätzlichen Anreiz, was aber für Casinos positiv ist (mehr Leute mit Einkommen). Investoren beobachten daher Arbeitsmarkttrends differenziert: Eine Verschlechterung könnte Lotto-Anbieter begünstigen, aber Casino-Unternehmen belasten.

  • Verfügbares Einkommen & Sparquote: Frühzeitige Veränderungen im verfügbaren Einkommen (etwa durch Steuersenkungen/-erhöhungen, Lohnentwicklungen oder Energiepreise) wirken vorgelagert auf die Freizeitbudgets. Auch die Sparquote der Haushalte kann ein Indikator sein: Steigende Sparneigung signalisiert oft Konsumzurückhaltung – ein negatives Vorzeichen für Casinos, während Lotterie-Kleinstausgaben davon weniger betroffen sind. Sinkende Sparquote bzw. mehr Konsumneigung lässt umgekehrt auf anziehende Umsätze in Casinos und ggf. Online schließen.

  • Tourismus- und Freizeitindikatoren: Für große Casino-Zentren (Las Vegas, Macau) dienen Tourismusdaten (Hotelbuchungen, Flugbuchungen, Besucherzahlen) als wichtiger Vorlaufindikator. Rückläufige Buchungszahlen oder Ausgaben pro Besucher können einige Monate im Voraus auf schwächere Casino-Umsätze hinweisen. Online-Anbieter beobachten als Pendant z. B. Web-Traffic-Trends, aktive Nutzerzahlen oder Einzahlungsvolumen – ein Abflachen dieser Metriken kann frühzeitig einen Sättigungspunkt oder eine konjunkturelle Delle anzeigen.

  • Regulatorische Vorhaben: Gesetzesänderungen und Lizenzvergaben zeichnen sich häufig im Voraus ab (z. B. Beratungen über Online-Glücksspiellegalisierung, neue Casino-Lizenzen). Solche politisch-regulatorischen Frühindikatoren sind besonders für Online-Anbieter und Lotteriegesellschaften relevant: Eine geplante Liberalisierung kann zukünftiges Wachstum andeuten (neue Märkte, Produkte), während Restriktionen (z. B. Werbeverbote, Einsatzlimits) drohende Umsatzbremsen signalisieren. Unternehmen wie DraftKings monitoren z. B. die Legislative in US-Bundesstaaten genau, um kommende Markterschließungen oder -sättigungen abzuschätzen.

Zusammengefasst liefern Vertrauensindikatoren, Arbeitsmarktdaten und branchenspezifische Frühzahlen ein wichtiges Bild der künftig zu erwartenden Entwicklung. Analysten gewichten diese Indikatoren je nach Geschäftsmodell: Während ein Casino-Resort-Betreiber stark auf Konsumklima und Tourismus blickt, wird ein Lotto-Anbieter eher makroökonomische Stressindikatoren verfolgen, die seine Losverkäufe antreiben könnten.

Unterschiede zwischen Online, stationären Casinos und Lotterien im Konjunkturverlauf

Die konjunkturellen Verhaltensmuster unterscheiden sich also deutlich zwischen den drei Teilbranchen:

  • Lotteriegesellschaften gelten als defensiv und konjunkturunabhängig. Ihre Produkte (Lotto, Ziehungen, Rubbellose) weisen über verschiedene Wirtschaftszyklen hinweg relativ konstante oder leicht wachsende Umsätze auf . In wirtschaftlichen Abschwüngen neigen Verbraucher nicht dazu, das Lottospielen einzustellen – im Gegenteil kaufen viele weiterhin Lose, teils aus Hoffnung auf finanzielle Verbesserung . Empirisch erwiesen sich Lotterien damit als rezessionsresistent . Beispielsweise blieben die Umsätze der französischen FDJ und anderer europäischer Lotterien während der Rezession 2008/09 stabil oder steigerten sich leicht, während andere Branchen zweistellige Rückgänge verzeichneten. Für Investoren fungieren Lotterieunternehmen daher oft als “sicherer Hafen” mit vergleichsweise berechenbaren Cashflows im Konjunkturverlauf.

  • Stationäre Casinos (Spielbanken, Casino-Resorts) verhalten sich stark zyklisch und ähneln in ihrem Muster typischen Konsumgüter-/Freizeitbranchen. In Aufschwungphasen verzeichnen sie überproportionale Zuwächse, da mehr Gäste kommen, höhere Einsätze getätigt und Luxusangebote (Hotels, Shows, Gastronomie) stärker nachgefragt werden . In Abschwüngen hingegen leiden Casinos erheblich: Besucherzahlen und Umsätze gehen deutlich zurück, da Haushalte Freizeitvergnügen zuerst einschränken . Der lange als gegeben angesehene Status der Branche als “recession-proof” (rezessionssicher) hat sich als Mythos erwiesen – die Finanzkrise 2008/09 etwa traf Las Vegas und Atlantic City hart, mit zweistelligen Umsatzrückgängen und fallenden Aktienkursen der Casino-Betreiber . Ähnlich brachen in der COVID-19-Rezession 2020 die Erlöse kurzfristig ein (erzwungene Schließungen). Stationäre Casinos weisen also hohe Konjunkturrisiken auf. Allerdings gibt es innerhalb des Segments Unterschiede: Regional diversifizierte Konzerne (mit Casinos in verschiedenen Ländern) oder solche mit lokalem Monopol können etwas stabiler sein als rein touristische Destinationen. Insgesamt bleibt das Geschäft aber deutlich konjunkturabhängig, vergleichbar mit anderen Bereichen des Freizeitsektors.

  • Online-Casino- und Wettanbieter zeigen ein hybrides Verhalten: Zum einen sind sie Teil des Digital-/Technologie-Sektors, der zuletzt stark wuchs und weniger an traditionelle Zyklen gebunden war. Ihr Umsatzwachstum wurde getrieben von Marktliberalisierung (neue legale Märkte, z. B. US-Bundesstaaten legalisieren Sportwetten seit 2018) und Verlagerung ins Internet – Faktoren, die unabhängiger von konjunkturellen Schwankungen sind. Zum anderen bedienen sie aber denselben Grundbedarf an Glücksspiel/Entertainment, sodass langfristig auch hier makroökonomische Einflüsse durchschlagen. Bisher zeigten Online-Anbieter in Rezessionen überraschend robuste Zahlen: Während der Finanzkrise ab 2008 wuchs Online-Gaming weiter, teils weil Kunden von teuren Casino-Trips auf Online-Angebote umstiegen . Auch im Pandemiejahr 2020 verzeichneten Online-Casinos und Pokerseiten Zulauf, als Alternativen zum geschlossenen stationären Angebot . Dieser Substitutionseffekt und die geringe Eintrittsschwelle (Spielen von zu Hause, auch mit kleinen Beträgen) geben Online-Anbietern eine gewisse Resilienz in Abschwüngen. Allerdings könnten anhaltende wirtschaftliche Schwächen das Wachstum dämpfen, falls Nutzer weniger Einsatz wagen oder strikter haushalten. Im Vergleich zu Lotterien fehlt Online-Firmen die extreme Krisenfestigkeit; im Vergleich zu stationären Casinos schneiden sie aber deutlich stabiler ab über den Zyklus. Für Investoren sind Online-Glücksspielunternehmen somit teils als Wachstumswerte (mit eigenem Momentum) einzustufen, die aber langfristig ebenfalls vom Konsumklima abhängig sind – nur abgeschwächter und verzögert.

ESG-Faktoren und regulatorische Einflüsse ​

ESG-Aspekte (Environment, Social, Governance) und Regulierung wirken als zusätzliche Ebenen, die konjunkturelle Effekte verstärken oder abschwächen können. Zwar stehen sie nicht im Zentrum dieser Analyse, doch einige Punkte sind relevant:

  • Soziale Verantwortung & Spielerschutz: Glücksspiel wird gesellschaftlich und politisch aufmerksam beobachtet. In wirtschaftlichen Krisen wächst oft die Sorge vor exzessivem Spielen aus finanzieller Not. Regulierer reagieren teils mit strengeren Auflagen (Werbebeschränkungen, Einsatzlimits, Abgaben zur Suchtprävention), was das Wachstum dämpfen kann. Andererseits bemühen sich viele börsennotierte Anbieter um bessere ESG-Ratings durch Programme für verantwortungsvolles Spielen – dies kann langfristig das Vertrauen von Investoren (insbesondere solchen mit ESG-Fokus) stärken und die Aktienattraktivität erhöhen. Insgesamt gelten Glücksspielaktien jedoch als “Sin Stocks”, die von gewissen Investoren gemieden werden. Dies kann zu einem Bewertungsabschlag führen, der unabhängig von der Konjunktur wirksam ist (d.h. auch in Boomphasen könnten Casino-Aktien zurückhaltender bewertet sein als vergleichbare nicht-”sündige” Konsumaktien). Umgekehrt zeigen Studien, dass verbesserte ESG-Performance die finanzielle Stabilität erhöhen kann, etwa durch Risikominimierung (weniger rechtliche Strafen, besserer Ruf) .
  • Regulatorische Risiken und Chancen: Politische Entscheidungen beeinflussen die Branche maßgeblich. Liberalisierungen wirken oft wie ein konjunkturunabhängiger Wachstumsimpuls – z. B. führten die Legalisierung von Online-Sportwetten in den USA oder neuen Online-Lotterien in Europa zu Umsatzschüben, selbst wenn die Gesamtwirtschaft stagnierte . Solche Schritte treten gerade in wirtschaftlich schweren Zeiten häufiger auf, da Regierungen zusätzliche Steuereinnahmen aus Glücksspiel suchen . Insofern können Rezessionen indirekt förderlich für Online- und Lottoanbieter sein, wenn der Gesetzgeber neue Angebote zulässt. Strengere Regulierung (wie höhere Glücksspielsteuern, Konzessionsbegrenzungen oder Werbeverbote) kann hingegen einen dämpfenden Effekt haben – teils stärker als makroökonomische Faktoren. Beispielsweise erholte sich Macaus Casinoindustrie nach 2009 schnell dank chinesischer Nachfrage, geriet aber 2014 in einen schweren Einbruch durch eine chinesische Anti-Korruptions-Regulierung, unabhängig vom Konjunkturzyklus. Ähnlich können Werbeeinschränkungen in Europa das Wachstum von Online-Anbietern bremsen, obwohl die Konsumnachfrage an sich vorhanden wäre. Investoren müssen daher regulatorische Entwicklungen stets im Blick behalten: Diese können die üblichen Konjunkturmuster der Branche verändern oder überlagern (sowohl positiv wie negativ).

Unternehmensprofile

Lotterien

La Française des Jeux (FDJ)

  • ISIN: FR0013451333

  • Börsenplatz: Euronext Paris (Ticker: FDJ)

  • Umsatzanteil Lotterie: ca. 74 % (Stand 2023) . Laut Geschäftsbericht entfallen rund drei Viertel des Gesamtumsatzes auf Lotteriespiele.

  • Geschäftsmodell: FDJ ist die nationale Lotto-Gesellschaft Frankreichs und besitzt exklusive Rechte zur Veranstaltung von Lotterien. Das Unternehmen betreibt Zahllotterien (Ziehungsspiele) und Sofortlotterien sowie in geringerem Umfang Sportwetten. Lotterieprodukte sind das Kerngeschäft und die Haupt-Einnahmequelle . Der verbleibende Umsatz kommt überwiegend aus Sportwetten (Marke ParionsSport, ~20 %) und Zahlungsdienstleistungen .

  • Haupt-Lotterieprodukte: Klassische Zahlenlotterien wie Loto (französisches Lotto) und EuroMillions sowie Sofortlotterien der Marke Illiko (Rubbellose) . FDJ bietet tägliche und wöchentliche Ziehungen, hohe Jackpot-Lotterien und eine breite Palette an Rubbellos-Spielen an.

The Lottery Corporation Limited (TLC)

  • ISIN: AU0000219529

  • Börsenplatz: Australian Securities Exchange (ASX: TLC)

  • Umsatzanteil Lotterie: ~93 % (Geschäftsjahr 2024). Im FY2024 erzielte TLC etwa 3,71 Mrd. AUD Umsatz mit Lotterien gegenüber 0,29 Mrd. AUD mit Keno – Lotterieprodukte machen damit über 90 % des Umsatzes aus. (Hinweis: FY2024 endete am 30. Juni 2024.)

  • Geschäftsmodell: Größter Lotteriebetreiber Australiens, entstanden 2022 durch Abspaltung von Tabcorp. TLC hält die Lizenzen für offizielle Lotterien in allen australischen Bundesstaaten außer Westaustralien und betreibt diese Lotteriespiele sowohl im Einzelhandel als auch online . Daneben gehört auch das Keno-Geschäft in mehreren Bundesstaaten zum Konzern. Das operative Geschäft ist auf den Vertrieb staatlich lizenzierter Lotterien fokussiert (sehr hoher operativer Charakter, kein reiner Holdingcharakter).

  • Haupt-Lotterieprodukte: Bekannte Ziehungslose wie Powerball, Oz Lotto, Saturday Lotto (TattsLotto), Monday & Wednesday Lotto, die Lose mit lebenslangen Rentengewinnen (Set for Life), sowie Sofortlotterien (Instant Scratch-Its) . Über die Marke “The Lott” vertreibt TLC diese Spiele landesweit. Zusätzlich bietet das Unternehmen Keno in Kneipen, Clubs und online in z. B. NSW, Queensland und Victoria an .

Jumbo Interactive Limited

  • ISIN: AU000000JIN0

  • Börsenplatz: Australian Securities Exchange (ASX: JIN)

  • Umsatzanteil Lotterie: ~77 % (FY2024). Im Geschäftsjahr 2024 erwirtschaftete Jumbo rund 123,4 Mio. AUD Umsatz im Lotterieverkauf (Online-Ticketvermittlung) von insgesamt 159,3 Mio. AUD Konzernumsatz . Der Rest entfiel auf Service-Erlöse aus Softwarebereitstellung und Verwaltung von Lotterieprogrammen für Dritte.

  • Geschäftsmodell: Digitaler Lotterievermittler und Softwareanbieter. Jumbo ist ein australisches Unternehmen, das offizielle Lotterielose online an Endkunden verkauft (B2C) und zudem Software-Lösungen und Dienstleistungen für Lotteriebetreiber anbietet (B2B) . Über die Plattform OzLotteries.com vertreibt Jumbo als Wiederverkäufer die großen australischen Lotterien im Internet. Parallel dazu lizenziert Jumbo seine proprietären Lotterie-Softwareplattformen an wohltätige Organisationen und staatliche Lotteriegesellschaften und übernimmt für diese das digitale Lotteriemanagement (z. B. für Charity-Lotterien in Australien, Großbritannien und Kanada) . Dieses operative Geschäftsmodell verleiht Jumbo einen klaren Lotteriefokus.

  • Haupt-Lotterieprodukte: Online-Ticketverkauf für alle wichtigen australischen Lotterien (Powerball, Oz Lotto, Saturday Lotto etc.) via OzLotteries. Zudem betreibt Jumbo digitale Charity-Lotterien (über Tochtergesellschaften wie Gatherwell und Stride) und bietet Software-as-a-Service (SaaS) für Lotterieveranstalter an. Im Endkundengeschäft profitiert Jumbo von großen Jackpot-Lotterien und steigender Online-Nachfrage, während im B2B-Bereich komplette Lottery-Management-Lösungen (von Ticketvertrieb bis Ziehungsverwaltung) zum Portfolio gehören.

ZEAL Network SE

  • ISIN: DE000ZEAL241

  • Börsenplatz: Frankfurter Wertpapierbörse (Prime Standard, Ticker: ZEAL)

  • Umsatzanteil Lotterie: ~89–92 % (Geschäftsjahr 2024). ZEAL erzielte 2024 einen Rekordumsatz von €188,2 Mio., davon stammten €168,3 Mio. aus dem Segment Lotterien . Damit entfallen rund neun Zehntel des Umsatzes auf das Lotterievermittlungsgeschäft. Ein kleiner Rest stammt aus neuen Online-Glücksspielangeboten (z. B. Online-Sofortspielen), die 2023 eingeführt wurden.

  • Geschäftsmodell: Online-Lotterievermittler und -Anbieter mit klarem Lotterieschwerpunkt. ZEAL (ehemals Tipp24) betreibt in Deutschland die Portale Lotto24 und Tipp24, über die Kunden an staatlichen Lotterien teilnehmen können. Das Unternehmen fungiert als Vermittler für klassische Lotterieprodukte (staatliche Ziehungen), generiert Einnahmen über Vermittlungsprovisionen und Gebühren und hat damit ein hoch operatives Geschäft (keine reine Holdingstruktur) . Neben dem Kerngeschäft in Deutschland ist ZEAL auch im Ausland tätig: Über die Segmentmarke Lottovate betreibt oder unterstützt ZEAL ausländische Lotterieprojekte und Soziallotterien (z. B. ONCE in Spanien) und entwickelt digitale Dienstleistungen für Lotteriegesellschaften . 2019 übernahm ZEAL die Lotto24 AG, wodurch das Deutschland-Geschäft gebündelt wurde.

  • Haupt-Lotterieprodukte: Online-Lotterievermittlung für alle großen deutschen Lotterien, darunter Lotto 6 aus 49, Spiel 77, Super 6, EuroJackpot, GlücksSpirale und Keno . Zudem bietet ZEAL Online-Sofortlotterien und Rubbellosspiele auf seinen Plattformen an. Über Lotto24/Tipp24 ermöglicht ZEAL auch Spielgemeinschaften (Lotto-Klassen) und vertreibt Lose der deutschen Fernsehlotterie . Seit 2023 baut ZEAL ein Angebot an Online-Casinospielen und Slots im Rahmen der legalen Möglichkeiten auf, dieses bleibt jedoch im Vergleich zum Lotteriesegment ein kleiner Nebenerlös.

Online-Glücksspiel

Flutter Entertainment

  • ISIN: IE00BWT6H894

  • Börsenplatz: New York Stock Exchange (primäre Notierung, Ticker FLUT); London Stock Exchange (sekundäre Notierung, FTSE 100, Ticker FLTR) .

  • Online-Anteil am Umsatz: Über 90 % (2023). Flutter erwirtschaftet nahezu seinen gesamten Umsatz online; z.B. trug das stationäre Geschäft (575 Paddy-Power-Wettshops in UK/Irland) 2023 nur 374 Mio. $ von insgesamt 11,79 Mrd. $ Umsatz bei .

  • Geschäftsmodell: B2C-Online-Operator mit globaler Präsenz. Flutter ist durch Marken wie FanDuel, Betfair, Paddy Power, PokerStars, Sky Bet, Sportsbet u.a. der weltgrößte Online-Wettanbieter . Ein kleiner Teil des Geschäfts entfällt auf lokale Wettshops (UK/Irland) und Lotterie/Buchmacher-Aktivitäten (z.B. durch Sisal in Italien), während der überwiegende Umsatz online über Sportwetten, Casino, Poker und Daily Fantasy Sports erzielt wird. Geografisch ist Flutter in Europa, Amerika und Australien sehr stark vertreten.

  • Hauptangebote: Online-Sportwetten (inkl. Pferdewetten), Online-Casino-Spiele (Slots, Live-Casino etc.), Online-Poker, Bingo und Daily Fantasy Sports über die genannten Verbraucher-Marken.

Entain

  • ISIN: IM00B5VQMV65

  • Börsenplatz: London Stock Exchange (FTSE 100, Ticker ENT) .

  • Online-Anteil am Umsatz: 75 % des Net Gaming Revenue (NGR) im Jahr 2023 . Der restliche Umsatz stammt aus dem stationären Bereich (z.B. Ladbrokes/Coral-Wettbüros), sodass Entain klar den Schwerpunkt auf Online-Geschäfte legt.

  • Geschäftsmodell: B2C-Online-Operator mit ergänzendem Retail-Segment. Entain betreibt unter vielen Marken Sportwetten und Online-Glücksspiele für Endkunden. Wichtige Marken sind Ladbrokes, Coral (UK, inkl. Wettshops), Bwin, Partypoker, Sportingbet (international online), BetMGM (USA, Joint Venture mit MGM Resorts). Das Unternehmen ist global aktiv (Europa, Australien, Amerika) und bietet sowohl Sportwetten als auch Casino, Poker, Bingo etc. an.

  • Hauptangebote: Online-Sportwetten (Pre-Match und Live-Wetten), Online-Casinospiele (Slots, Tischspiele, Live-Dealer-Angebote), Online-Poker und Online-Bingo. Viele Marken vereinen Sportwetten und Casino (z.B. bwin), zudem betreibt Entain in Großbritannien ein Filialnetz von Wettbüros zur Ergänzung des Online-Angebots.

888 Holdings

  • ISIN: GI000A0F6407

  • Börsenplatz: London Stock Exchange (FTSE 250, Ticker 888) .

  • Online-Anteil am Umsatz: ca. 69 % (2023). Im Jahr 2023 stammten 49 % des Umsatzes aus Online-Glücksspiel (Casino/Poker) und 20 % aus Online-Wetten, zusammen also ~69 % online, während 31 % durch stationäre Angebote (v.a. William Hill Wettbüros in UK) erzielt wurden . (Datenquelle: Geschäftsbericht 2023)

  • Geschäftsmodell: B2C-Online-Operator mit kombinierter Online- und Retail-Präsenz. 888 betreibt global Online-Casinos, Poker und Sportwetten für Endkunden (Marken: 888casino, 888sport, 888poker). Durch die Übernahme der William-Hill-Aktivitäten außerhalb der USA umfasst 888 seit 2022 auch ein bedeutendes Retail-Segment (Wettshops in Großbritannien) – dennoch bleibt das Hauptgeschäft die Online-Plattform. Geografisch ist 888 in Europa (insb. UK), aber auch in einigen regulierten Märkten weltweit tätig.

  • Hauptangebote: Online-Casinospiele (Slots, Roulette, Blackjack, Live-Casino etc.), Online-Poker, Online-Sportwetten sowie kleinere Bereiche wie Online-Bingo. Zudem betreibt 888 über William Hill eine der bekanntesten Wettmarken mit Online-Angebot und stationären Wettshops.

Kindred Group

  • ISIN: SE0007871645

  • Börsenplatz: Nasdaq Stockholm (Ticker KIND SDB) . (Hinweis: Im November 2024 beschlossenes Delisting aufgrund Übernahmeangebot)

  • Online-Anteil am Umsatz: ≈100 %. Kindred erwirtschaftet praktisch seinen gesamten Umsatz im Online-Bereich. Das Unternehmen ist einer der weltweit führenden Online-Glücksspielbetreiber und verfügt über keine eigenen stationären Casinos oder Wettbüros. (Geschäftsbericht 2023 weist ausschließlich Online-Umsätze aus.)

  • Geschäftsmodell: B2C-Online-Operator. Kindred betreibt in verschiedenen Ländern Online-Sportwetten und -Glücksspiel unter Marken wie Unibet (Sportwetten/Casino), Maria Casino, 32Red, Bingo.com usw. Der Fokus liegt auf Endkundenangeboten (B2C) in Europa, dazu Aktivitäten in Australien und Nordamerika. Kindred agiert dabei ausschließlich online und hat sich auch aus ehemals grauen Märkten zurückgezogen, um nur in regulierten Märkten zu operieren.

  • Hauptangebote: Sportwetten online, Online-Casino-Spiele, Online-Poker und Online-Bingo. Unibet als Hauptmarke vereint Sportwetten, Casino und Poker. Die Gruppe bietet zudem Live-Casino und andere iGaming-Inhalte online an.

Betsson

  • ISIN: SE0022726485 (Aktie B)

  • Börsenplatz: Nasdaq Stockholm (Large Cap, Ticker BETS B) .

  • Online-Anteil am Umsatz: ≈100 %. Betsson erzielt seinen Umsatz fast ausschließlich mit Online-Glücksspiel. Das Unternehmen zählt zu den größten Online-Gaming-Anbietern Europas . Stationäre Umsätze (z.B. durch Spielhallen oder Wettbüros) spielen praktisch keine Rolle.

  • Geschäftsmodell: B2C-Online-Operator mit Multi-Marken-Strategie. Betsson betreibt über 20 Online-Marken vor allem in Europa und Lateinamerika (u.a. Betsson, Betsafe, CasinoEuro, NordicBet). Die Gruppe bietet ihren Kunden Sportwetten und Casinospiele auf digitalen Kanälen und ist in vielen regulierten Märkten aktiv. Wachstum erfolgt organisch und durch Zukäufe regionaler Online-Anbieter.

  • Hauptangebote: Online-Sportwetten (Pre-Match, Live-Wetten) und Online-Casinospiele (insbesondere Slots, Tisch- und Kartenspiele, Live-Casino). Einige Marken fokussieren auch auf Poker oder Bingo online, wobei Sportwetten und Casino insgesamt den Schwerpunkt bilden.

Evolution

  • ISIN: SE0012673267

  • Börsenplatz: Nasdaq Stockholm (Large Cap, Ticker EVO) .

  • Online-Anteil am Umsatz: ≈100 %. Evolution erzielt seinen gesamten Umsatz aus Online-Glücksspieldiensten. Es handelt sich um einen reinen B2B-Provider für Online-Casino-Inhalte – das Unternehmen lizenziert Live-Casino-Software ausschließlich an Online-Casino-Betreiber . (Landbasierte Einnahmen existieren nur indirekt, z.B. wenn Evolution-Live-Tische in echten Casinos gestreamt werden.)

  • Geschäftsmodell: B2B-Zulieferer für die iGaming-Branche. Evolution (früher Evolution Gaming) stellt für Online-Glücksspielanbieter Live-Dealer-Casino-Spiele (z.B. Roulette, Blackjack, Baccarat als Video-Stream mit echten Dealern) und seit Übernahmen von NetEnt/Red Tiger auch virtuelle Automatenspiele (Slots) bereit. Es verkauft diese Dienste an lizenzierte B2C-Operator weltweit. Evolution betreibt dafür eigene Studios in Europa, Amerika und Asien und gilt als technologischer Marktführer im Live-Casino-Segment.

  • Hauptangebote: Live-Casino-Spiele (z.B. Live-Roulette, Live-Blackjack, Live-Baccarat, Gameshows wie Crazy Time), Online-Slots und RNG-Tischspiele (über Tochtermarken NetEnt, Red Tiger, Big Time Gaming). Diese Inhalte werden rund um die Uhr online an Partner-Casinos gestreamt bzw. bereitgestellt.

  • Ein Video-Überblick zum Unternehmen von Maximilian Gamperling gibt es hier bei YouTube.

Kambi Group

  • ISIN: MT0000780107

  • Börsenplatz: Nasdaq Stockholm (First North Growth, Ticker KAMBI) .

  • Online-Anteil am Umsatz: >50 % (2023 geschätzt). Kambi generiert den Großteil seines Umsatzes mit Online-Sportwettenlösungen. Zwar bietet Kambi seinen Partnern auch Technik für stationäre Sportwetten (z.B. Terminals in Wettbüros oder Casinos), doch liegt der Schwerpunkt des Wettvolumens bei den digitalen Kanälen der Partner. (Kambi weist separate Retail-Umsätze nicht explizit aus, nennt aber die meisten Neukunden als Online-„Turnkey“-Partner.)

  • Geschäftsmodell: B2B-Zulieferer für Sportwetten-Technologie. Kambi stellt als White-Label-Anbieter Wettplattformen, Quoten-Feeds und Risiko-Management für über 50 B2C-Operator in mehr als 60 Jurisdiktionen bereit . Typische Kunden sind staatliche Lottogesellschaften oder private Wettanbieter, die Kambis Plattform für ihre Online-Sportwetten nutzen (z.B. Unibet früher, 888sport, Kindred, Penn Entertainment/Barstool bis 2023, Rank/Enracha, DraftKings bis 2020 u.a.). Einige Kunden setzen Kambi auch für Retail-Sportwetten ein (z.B. in Casino-Wettbüros), aber diese Umsätze sind für Kambi von untergeordneter Bedeutung.

  • Hauptangebote: Sportsbook-Software (komplette Wett-Plattform inkl. Benutzeroberfläche), Odds Services (Quotenerstellung, Live-Wetten), Risikomanagement und Daten-Feeds. Kambi liefert damit das technologische Rückgrat für Online-Sportwetten-Websites und -Apps vieler Marken; auch vor-Ort-Wettterminals und Kiosklösungen zählen zum Angebot, ergänzend zum Online-Kerngeschäft.

DraftKings

  • ISIN: US26142V1052

  • Börsenplatz: Nasdaq (Ticker DKNG) .

  • Online-Anteil am Umsatz: ≈100 %. DraftKings ist ein rein digitales Unternehmen – sämtliche Umsätze stammen aus Online- bzw. Mobile-Angeboten im Bereich Sportwetten, Daily Fantasy Sports und iGaming. (Es gibt kein nennenswertes stationäres Geschäft; DraftKings operiert vorwiegend über App und Website .)

  • Geschäftsmodell: B2C-Online-Operator, vertikal integriert. DraftKings begann als Daily-Fantasy-Sports-Plattform in den USA und hat sich mit der Liberalisierung des US-Glücksspielmarkts zu einem führenden Online-Sportwetten- und iGaming-Anbieter entwickelt. Das Unternehmen bedient primär Endkunden in Nordamerika über eigene Online-Plattformen (Sportwetten, Online-Casino) und betreibt zudem die ehemals zugekaufte Wettsoftware (SBTech) nun intern. Es ist vor allem in den USA aktiv (Sportwetten in >25 Bundesstaaten sowie iCasino in einigen Bundesstaaten).

  • Hauptangebote: Online-Sportwetten (Pre-Match und Live via DraftKings Sportsbook-App), Online-Casinospiele (DraftKings Casino, dort Slots und Tischspiele online) sowie Daily Fantasy Sports (DFS) Wettbewerbe. Zusätzlich experimentiert DraftKings mit neuen digitalen Produkten (z.B. NFT-Marktplatz), doch bleiben Wetten und iGaming das Kerngeschäft.

Rush Street Interactive

  • ISIN: US7820111000

  • Börsenplatz: New York Stock Exchange (Ticker RSI) .

  • Online-Anteil am Umsatz: ≈100 %. RSI ist ein Online-Glücksspielanbieter, der nahezu ausschließlich durch seine Internet-Plattformen Umsatz erzielt. Das Unternehmen bezeichnet sich als führend im Online-Casino und Online-Sportwetten-Geschäft in seinen Märkten . Stationäre Aktivitäten bestehen allenfalls in Kooperation mit landbasierten Partnercasinos (für Lizenzen), tragen aber nicht direkt zum eigenen Umsatz bei.

  • Geschäftsmodell: B2C-Online-Operator. RSI wurde 2012 von den Gründern der Rivers-Casinos (Rush Street Gaming) gegründet, um Online-Märkte zu bedienen. Unter den Marken BetRivers, PlaySugarHouse (USA/Kanada) und RushBet (Lateinamerika) betreibt RSI staatlich lizenzierte Online-Sportwetten und Online-Casinos. Die Firma konzentriert sich auf Amerika (USA: z.B. in Staaten wie Pennsylvania, Illinois, New Jersey; Kanada: Ontario; Lateinamerika: z.B. Kolumbien) und nutzt oft Partnerschaften mit lokalen stationären Casinos für Markenzulassung, agiert aber eigenständig online.

  • Hauptangebote: Online-Casinospiele (Slots, digitale Tischspiele, Live-Dealer-Angebote über BetRivers/PlaySugarHouse) und Online-Sportwetten (in denselben Plattformen integriert). Ferner betreibt RSI in einigen Social-Gaming (Spielgeld-Casino) Angebote und verbindet seine Online-Plattform mit Treueprogrammen landbasierter Casinos, um ein integriertes Kundenerlebnis zu schaffen .

Super Group (SGHC)

  • ISIN: US86800U1051

  • Börsenplatz: New York Stock Exchange (Ticker SGHC) .

  • Online-Anteil am Umsatz: 100 %. Super Group ist zu 100 % auf Online-Glücksspiel fokussiert. Als Holding von Betway und Spin erwirtschaftet sie sämtliche Erträge via Internet-Angebote – ohne eigene stationäre Wettlokale oder Spielbanken. (Der Umsatz 2023 von €1,4 Mrd. wurde vollständig durch Online-Sportwetten und Online-Casino generiert.)

  • Geschäftsmodell: B2C-Online-Operator-Holding. Super Group mit Sitz in Guernsey ist die Muttergesellschaft der globalen Marken Betway (Online-Sportwetten) und Spin (Online-Casino, inkl. Mehrmarken-Portfolio). Das Unternehmen ist weltweit in über 20 regulierten Jurisdiktionen tätig und verfolgt eine Wachstumsstrategie über beide Marken. Betway agiert als international einheitliche Sportwetten-Marke (stark in Europa, Afrika, Amerika, mit vielen Sport-Sponsorings), während Spin verschiedene Online-Casino-Marken (v.a. in Kanada, aber auch andernorts) vereint.

  • Hauptangebote: Online-Sportwetten über Betway (einschließlich Livewetten auf diverse Sportarten) und Online-Casino über Spin (Slots, Tischspiele, Live-Dealer). Beide Segmente ergänzen sich innerhalb der Super Group, wobei keine physischen Glücksspielfilialen betrieben werden – die Kunden nutzen ausschließlich Website oder Apps der Marken online .

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Titelfoto von Erik Mclean auf Unsplash

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